Nach den Hausaufgaben ging es meist für eineinhalb Stunden, (in Zweierreihen versteht sich), an die Salinen, 3 Teichen und ab und zu in den Kurpark.
Danach wurde wieder der Tagesraum für das Abendessen umgestellt.
Im Nachhinein gesehen bestand der Tag hauptsächlich nur aus putzen, Tische zusammen- und auseinanderschieben, und beten.
Getreu klösterlicher Regel: Arbeite und Bete!
Nach dem Abendessen kam meist noch eine Musikstunde.
Wir waren die Gruppe, die das Flötenspiel beherrschen musste.
Ergo musste auch ich das Flötenspiel erlernen.
Ich würde sagen, mit mäßigem Erfolg.
Anschließend wurde sich zum Abendgebet aufgestellt, und das Schweigen begann.
Die Körperreinigungen erfolgten unter den strengen Augen der Erzieherinnen.
Somit war jede Privatsphäre gleich Null!
Jeder Tag war minutiös und straff organisiert.
Es gab einfach keinen Augenblick in dem man sich unbeobachtet und unkontrolliert fühlen durfte.
Nach drei Tagen Welpenschutz war auch ich ein vollwertiger Teil dieses Systems geworden.
Und ich war todunglücklich!
Ich litt still in mich hinein, so wie ich es Zuhause auch getan hatte.
Am Anfang quälten mich noch regelmäßig Albträume, die meinen Großvater betrafen. Und langsam begriff ich, dass das Leben weder hier noch Zuhause stimmig war.
Einen Ansprechpartner für meine Ängste und seelischen Nöten gab es nicht.
Unsere Gruppenmutter wäre die letzte gewesen, der ich mich anvertraut hätte!
Also vergrub ich alles in meiner Seele, und versuchte jeden Tag aufs Neue so unauffällig wie möglich in diesem Strom mit zu schwimmen.
Dieses unauffällige Mitschwimmen bescherte mir jedoch auch die traurige Erkenntnis, dass ich weniger wahrgenommen wurde.
Ich war mehr oder weniger ein funktionierendes Rädchen im Getriebe, das vermeintlich keiner Wartung bedurfte.
Wie kann man nur Kinderseelen so verkümmern lassen?
Galt das damals wirklich: Nur eine gebrochene Kinderseele ist eine gute Seele?
Denn man hatte wirklich alles versucht zu brechen.
Den Willen, das aufkommende Selbstbewusstsein, den Drang nach Freiheit, und die Eigenbestimmung.
Man hatte versucht Marionetten zu schaffen, die die besten Befehlsempfänger werden sollten.
DIENEN war so ein Schlagwort aus dieser Zeit.
An erster Stelle Gott dienen, der Obrigkeit dienen, der Gesellschaft dienen und ganz zum Schluss durfte man mal auf sich selber schauen.
Welch eine Arbeit und liebevolles Verständnis war später bei den Menschen nötig, die mich wirklich fit fürs Leben machten.
Wenn sie nicht gewesen wären, wäre ich heute vielleicht eine fehlgeleitete und gebrochene Frau.
Dank all Jenen, die mein Potential, meine Verletzlichkeit, meine Mauern, und meinen Willen meine Persönlichkeit zu finden, sehen konnten.
Tausend Dank!
-Fortsetzung folgt-
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Herzliche Grüße von mir zu dir, Klaus
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Dank dir schön Klaus 🌻🌞
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Aus Filmen weiß ich, das in manchen amerikanischen Kirchen Gottesdienst wirklich gefeiert wird – mit Musik und Tanz, fast wie ein Rockkonzert (Gospel-Konzert). In Deutschland stand in den Klöstern immer mehr das Dienen im Vordergrund. Es galt sich einen Platz an Gottes Seite zu „verdienen“. Ich kenne noch die Vorstellung, jeder Mensch sei mit der Erbsünde bereits geboren. Erst heute weiß ich, daß damit der Sündenfall Adams und Evas gemeint ist, den wir als Nachfahren automatisch geerbt haben. Und diese Sünde galt es zu sühnen (siehe Rechtfertigungslehre, genaueres weiß ich jetzt auch nicht mehr).
Unter diesem Aspekt war dieses grausam absurde Verhalten sogar noch wohlmeinend motiviert.
Es tut mir leid für Dich, das Du durch ein solches Martyrium gehen musstest.
Heute erkenne ich an Deiner Geschichte, woran ich glücklicherweise „vorbeigeschlittert“ bin. Da war meine „Störung“ wohl eine echte Hilfe…
Vielen Dank für Deine Offenheit.
Viele liebe Grüße
🙏💚🌞
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Danke für deine lieben Worte. ❤
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Sind so kleine Seelen….offen und ganz frei
..
Darf man niemals quälen….gehn kaputt dabei (Bettina Wegner)
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Ja, so wäre es schön.👍😊
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Kommst du aus Bad nauhei.m?.
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Nein, eigentlich aus Frankfurt. 😊
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dachte nur wegen diesen Wasserdingern zum Einatmen…
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😊
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Deine Ausführungen aus dieser Zeit schnüren mir die Kehle zu, wie schrecklich! Endlich verstehe ich anhand deiner Kindheitsgeschichte was Resilienz bedeutet. Ich glaube du lebst sie uns vor! Liebe Grüße ´Tete
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Ja, widerstandsfähig bin ich! (geworden). Aber auch das war mir später mehr Hilfe als ein Hinderniss.
Somit hat alles im Leben auch sein Gutes.
❤😊❤
Ganz ganz viel Liebes zu dir
Gabi
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